Historie des Unternehmens

„Der kontinuierliche Wandel ist das
schöne an unserem Geschäft“


Kann Geschichte lebendig sein? Das haben wir uns schon oft gefragt. Unsere ist es tatsächlich. Sie hat sogar einen Namen: Peter Leminski. Im Oktober 2010 feierte der Leiter unserer Importabteilung sein 55-jähriges Dienstjubiläum und ist damit so lange im Unternehmen wie kein anderer. Wer also könnte die Entwicklung des Trockenfrüchte-Imports und die Geschichte der Firma besser erzählen als er!


Herr Leminski, erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Arbeitstag im Oktober 1954? Was war da los?

Jede Menge! Von wegen erstmal Kaffeekochen. An meinem ersten Tag als Lehrling musste ich gleich zusammen mit dem Chef raus zum Hafen, um die eingetroffene Ware zu kontrollieren und zu begasen. Eine Schute voll Rosinen. So viel Trockenfrüchte auf einmal hatte ich noch nie gesehen, das war wirklich beeindruckend. Damals wurde die Ware ja noch nicht so fertig verpackt geliefert wie heute. Auf die Warenabnahme hat der Chef immer großen Wert gelegt.


Kein Internet, keine Container, keine abgepackte Ware: Wie wurde vor gut 50 Jahren gehandelt?

Das war eine ganz schön bürokratische Angelegenheit. Zunächst brauchte man eine Lizenz aus Frankfurt, vom Bundesamt für Ernährung. Beispielsweise für Sultaninen aus Übersee oder Mandeln aus Spanien – das alles unterlag ja Einfuhrbeschränkungen. Dann war die Verzollung natürlich wesentlich komplizierter als heute. Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, EG, EU - das gab es noch nicht, als wir anfingen. Da fiel jede Menge Papier-Arbeit an, damit die Ware überhaupt im Hamburger Hafen ankommen konnte. Heute ist die EU zollfrei und wenn es noch Zölle gibt, so sind diese vereinheitlicht worden.


Dafür dürfte die Kommunikation mit den Produzenten damals umso komplizierter gewesen sein.

Das möchte man im Zeitalter von Computer und Email annehmen. Damals haben jedoch Agenten die Geschäfte vermittelt. Die hielt man sich natürlich durch persönliche Beziehungen warm, um an gute Aufträge zu kommen. Zum Beispiel, wenn eine Schokoladenfabrik eine neue Lieferung Sultaninen benötigte, oder eine Bäckerei eine Ladung Nusskerne. Dann haben wir uns gekümmert und entsprechende Preisanfragen per Fernschreiber gestellt. Je nach Zeitverschiebung hatte man nach etwa 16 Stunden die Antworten, konnte Preise vergleichen und bestellen. Das geht in der Tat heute durch das Internet wesentlich schneller. Schon allein die Dokumentation ist um Längen bequemer geworden. Damals haben wir mit Bestandskarten gearbeitet, auf denen alles handschriftlich vermerkt wurde - auf der Vorderseite die Einkäufe und die Kosten, auf der Rückseite die Abverkäufe und die Einnahmen.


Können Sie noch an einer Hand abzählen, in wie vielen verschiedenen Positionen Sie bei der Heinrich Brüning tätig waren?

In den ersten Jahren hat eigentlich jeder alles machen müssen. Mal musste man sich um die Dampferanfragen kümmern, Kontrakte schreiben, dann waren Zollabfertigungen zu erledigen, oder wir mussten in die Kaischuppen, um die Waren zu reinigen, bevor sie an die Großhändler ausgeliefert werden konnten. Jeder Tag brachte was Neues. Allein der Einkauf war ein bisschen mehr Chefsache, schließlich hatte er ja die Kontakte, die das Unternehmen zum Laufen brachten. Seit den 1980er-Jahren kümmere ich mich hauptsächlich um die Abwicklung – Kontrakte, Verschiffungsanzeigen, Versicherungen und Rechnungswesen. Das ist bis heute so geblieben, durch die Technik und den Computer nur viel moderner und schneller.


Wodurch hat sich die Branche verändert?

Sie hat sich durch vieles verändert – zum Beispiel durch die Container, die uns die Waren heute bis vor die Haustür liefern, durch das Aufkommen von abgepackten Lebensmitteln, durch die Reformbewegung, die die Nachfrage nach Trockenfrüchten in die Höhe trieb, durch den Computer und das Internet. Dieser Wandel hat sich allerdings stets sehr gleichmäßig vollzogen. Das ist rückblickend auch das Schöne an diesem Geschäft: Der Bedarf an Trockenfrüchten und Nusskernen unterlag nie sprunghaften Anstiegen oder gar Abstürzen, er ist immer nur beständig angestiegen und wir sind beständig mitgewachsen.


Sie haben Ihr gesamtes Arbeitsleben bei der Heinrich Brüning GmbH verbracht. Hat sich das Unternehmen auch so kontinuierlich entwickelt?

Ja, das kann man so sagen. Auch hier gab es keine drastischen Einschnitte, die sich rückblickend als große Veränderungen darstellen ließen. Wir haben uns stets bemüht, den Trends gerecht zu werden. Zum Beispiel als in den späten 1960er Jahren die großen Warenhäuser entstanden und damit begannen, abgepackte Waren zu verkaufen. Da war die Heinrich Brüning GmbH einer der ersten Importeure, die mit Packmaschinen arbeiteten. Dann bildeten sich nach und nach die großen Lebensmittelketten, die nicht nur mit mehr Waren versorgt werden mussten, sondern auch Wert auf Qualitätsstandards und Zertifizierung legten. Auch diesbezüglich haben wir reagiert - in Form von neuen Personal. Das ließ sich nicht mehr nebenbei machen. Heute ist es die Bio-Welle, mit der wir neue Wege gehen und zum ersten Mal in der Geschichte des Unternehmens unter eigenem Label produzieren.

Daten zum Unternehmen

↳ 1954

Heinrich Brüning verlässt die Firma Ernst Rickertsen und gründet am 16. Januar unter seinem Namen einen Trockenfrüchte-Import. Firmensitz ist das Asia-Haus in der Hamburger Innenstadt.

↳ 1965

Übernahme von CMF Plummenschmidt, wodurch Heinrich Brüning der erste Trockenfrüchte-Importeur in Deutschland ist, der Waren für den Endverbraucher maschinell abpacken kann.

↳ 1966

Sohn Hartwig steigt in das Unternehmen ein.

↳ 1970

Umzug des Unternehmens in das Hamburger Hafengebiet nach Wilhelmsburg. Auf einer Fläche von in etwa 14.000 qm werden Abpackbetrieb, größere Lagerräume und Verwaltung zusammengeführt.

↳ 1983

Aus der Einzelunternehmung wird die Heinrich Brüning GmbH.

↳ 1995

Marc Brüning steigt in das Unternehmen zunächst als Disponent, später als Händler ein.

↳ 2006

Frank C. Rump steigt in das Unternehmen ein.

↳ 2007

Marc Brüning wird zusammen mit Frank C. Rump Geschäftsführer und Gesellschafter der Heinrich Brüning GmbH.